Natur pur? – Tipps für den Kauf von Naturkosmetika
- Maria Poursaiadi
Natürlichkeit! Nachhaltigkeit! Pure, essenzielle Bio-Produkte. Heutzutage werden wir förmlich von einer grünen Welle überschwemmt. Wo man auch hinsieht gibt es Ökoprodukte aller Art. Diese grundsätzlich positive Einstellung hat auch in der Welt der Kosmetik Einzug erhalten. Tausende Produkte locken die umweltbewusste Käuferin in die Läden. Doch nicht jedes Produkt ist wirklich "grün" und nicht jedes Produkt ist qualitativ gut.
Wer also bei seinem nächsten Einkauf zu Naturkosmetika greifen will, sollte einige Dinge beachten:
Regel 1: Qualitätssiegel unter die Lupe nehmen
Hochwertige Naturkosmetika haben auf jeden Fall ein Qualitätssiegel. Aber Achtung, manche Hersteller erheben nur den Anschein eines Prüfsiegels und meinen, mit einer möglichst grünen Verpackung Vertrauen erregen zu können. Deswegen ist es wichtig, dass Ihr Euch das Qualitätssiegel ganz genau anseht. In Deutschland sind zwei Prüfsiegel gängig. Das BDIH-Siegel (Bundesverband der Industrie- und Handelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzungsmittel und kosmetische Mittel e.V.) und das von NaTrue. Natürlich gibt es noch weitere zuverlässige Institutionen. Wenn Euch aber mal ein Siegel unbekannt ist, dann lasst lieber das Produkt erst einmal im Regal stehen und recherchiert vorher darüber.
Regel 2: Lest die Inhaltsangabe genau durch
Gemäß der deutschen Verordnung über kosmetische Mittel sind alle Inhaltsstoffe des Produkts in abnehmender Reihenfolge anzugeben. Meist werden die Angaben auf Englisch oder auf Latein angegeben. Davon sollte man sich auf keinen Fall abschrecken lassen. Die meisten Inhaltsstoffe haben auch ganz einfache deutsche Bezeichnungen, die man sich schnell aus dem Internet heraussuchen kann. Bedenkt, dass auch die natürlichsten Kosmetika Inhaltsstoffe enthalten können, auf die Ihr allergisch reagieren könntet. Bei besonders empfindlichen Hauttypen ist es besser, vorher einen Test an einer kleinen Hautstelle zu machen, bevor man das Produkt regulär nutzt.
Regel 3: Wirklich Natur pur?
Die Vorgaben für Inhaltsstoffe bei Naturkosmetika sind zumindest nach dem deutsch-europäischen Standard recht eindeutig festgesetzt. Nach den Vorgaben der BDIH zum Beispiel sind einige Produkte gänzlich verboten. So dürfen z.B. Rohstoffe, die von toten Wirbeltieren stammen, nicht verwendet werden. Lest Ihr also unter den Inhaltsstoffen solche wie Emuöl, Nerzöl, Murmeltierfett, tierische Fette, Collagen und Frischzellen, sollte Euch das stutzig machen. Auch nicht enthalten sein dürfen organisch-synthetische Farbstoffe, synthetische Duftstoffe, ethoxilierte Rohstoffe, Silikone, Paraffine und andere Erdölprodukte.
• Organisch-synthetische Farbstoffe
Diese sind synthetische Varianten von natürlichen Farbmitteln. Auf der Farbpalette sind dies so ziemlich alle Farben, die von den Erdtönen abweichen. Deswegen rangiert Natur-Make-up farblich gesehen auch in recht dezenten Tönen, eben solchen die in purer Form in der Natur vorhanden sind. Wer also ein sattes Giftgrün als Lidschatten vor sich liegen hat, wird hier garantiert synthetische Farbpigmente vorfinden.
• Synthetische Duftstoffe
So werden gänzlich chemisch Hergestellte Riechstoffe genannt. Bekannte synthetische Duftstoffe, die natürlichen Vorbildern nachempfunden wurden, sind beispielsweise: Zimtaldehyd und Cumarin. Es gibt allerdings auch solche Stoffe, die in der Natur überhaupt nicht vorkommen, so wie Benzylidenheptanal (Amylzimtaldehyd) oder Ethyl-2-naphthylether.
• Ethoxilierte Rohstoffe
Ethoxilierte Rohstoffe in der Kosmetik finden sich vorwiegend als PEG´s (PolyEthylenGlycol) bzw. PPG´s (PolyPropylenGlycol). Polyethylenglycol wird als Inhaltsstoff zumeist mit einer Zahl aufgeführt, z.B. als PEG-8 in Autan. Sie werden teils kontrovers diskutiert, weil sie neben ihrer Fähigkeit, Wirkstoffe in die Haut zu transportieren, auch mögliche Giftstoffe in den Körper verbringen können. Auch PPG´s können hautirritierende Wirkungen aufzeigen. Da Naturkosmetika aber besonders bekömmlich sein sollen, gehören diese Stoffe aus dem Kreise der möglichen Inhaltsstoffe gestrichen.
• Silikone
Silikonflüssigkeiten werden in der konventionellen Kosmetik wegen ihres Einschäum-Effektes verwendet. Deswegen bringen wir den Stoff auch so oft mit Shampoos in Verbindung. Doch Silikone finden sich auch in Massagegelen, in den unterschiedlichsten Salben und auch als Sprühmittel für Duftstoffe. In der Kosmetik kommen Silikone recht häufig als Polydimethylsiloxan oder auch Dimethicon genannt vor. Ob Silikone gut oder schlecht für die Haut sind, wird ebenfalls sehr unterschiedlich diskutiert. In der Naturkosmetik sind sie ein „No-Go“, vor allem weil sie die Umwelt belasten.
• Paraffine und andere Erdölprodukte
Paraffine sind unterschiedliche Kohlenwasserstoffverbindungen. Sie werden entweder aus Erdöl gewonnen oder synthetisch hergestellt. Da sie von der Haut nicht resorbiert werden und einen wasserabstoßenden Effekt haben, verursachen sie Wärmestauungen in der Haut und verhindern die Wasserverdunstung der Haut. Relativ einig ist man sich, dass eine häufig Anwendung von beispielsweise Vaseline, das mehr als 10 Prozent Paraffine enthält, die Selbstregulierungsfähigkeit der Haut stört und die Trockenheit noch verstärkt. Deswegen gehören auch diese nicht in die Naturkosmetik.
Regel 4: Haltbarkeit und Aufbewahrung
In Naturkosmetika sind durchaus auch Konservierungsstoffe enthalten, die die Nutzbarkeit der Mittel verlängern. Da diese aber in sehr geringen Mengen vorzufinden und rein biologisch sind, halten sie auch kürzer als handelsübliche Kosmetika. Daher solltet Ihr beim Kauf immer auf das Haltbarkeitsdatum schauen und bei zu kurzer Haltbarkeit, nach frischen Produkten fragen. Besser ist es auch solche Produkte zu kaufen, die kleine Öffnungen haben, wie Fläschchen und Tuben, da dieser weniger schnell von Bakterien befallen werden können als z.B. Cremetöpfe. Bewahrt Eure Naturkosmetika immer kühl auf, manche könnt Ihr auch getrost im Kühlschrank aufbewahren, dann bleiben sie länger frisch. Riecht die Kosmetik streng oder anders, solltet Ihr sie vorsichtshalber entsorgen, da sie verdorben sein könnte.
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