Gefahr aus dem Solarium - Braun aber tot
- Dr. Andreas Degenhardt
Wer schön sein will, muss leiden. Und gebräunte Haut gilt als schön. Das war jedoch nicht immer so: Im Mittelalter etwa galt ein blasser Teint noch als Schönheitsideal. Denn die Bauern mussten auf dem Feld arbeiten und waren der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt, während der Adel im Schloss dem Müßiggang frönen konnte. Also war blasse Haut ein Zeichen von Reichtum, da man andere für sich arbeiten lassen konnte.
Wechselndes Schönheitsideal
Dies änderte sich, als die ersten Menschen in den Sommerurlaub flogen. Wer es sich leisten konnte, machte Urlaub im Süden. Sonnengebräunte Haut wurde zu einem Statussymbol und zum Schönheitsideal schlechthin.
Um einen schönen dunklen Teint zu bekommen, legen sich viele Schönheitsidealisten stundenlang in die Sonne. Dabei achten sie nicht auf die Gefahren, die die gefährliche UV-Strahlung darstellt: Es droht Hautkrebs. Scheint keine Sonne, muss man sich eben unter das Solarium legen. Die Sonnenstudios versprechen mit angeblich hautschonender UV-A-Strahlung eine gefahrlose Bräune. Doch ungefährlich sind auch die UV-A-Strahlen nicht.
Bräune: Abwehrreaktion des Körpers
„Dass sich die Haut dunkel verfärbt, ist eine Abwehrreaktion des Körpers“, erklärt Hautarzt Dr. Andreas Degenhardt. „In der Haut wird dunkles Pigment, so genanntes Melanin produziert. Dadurch versucht sich die Haut vor den UV-Strahlen zu schützen.“ Denn dunkle Haut reflektiert mehr Strahlung als blasse Haut.
Die UV-Strahlung besteht aus mehreren unterschiedlichen Strahlungen. Die UV-C und die UV-B-Strahlung ist eher kurzwellig und wird zum großen Teil von der Ozonschicht gefiltert. Die UV-A-Strahlen sind eher langwellig und werden nicht gefiltert. Im Vergleich zu der kurzwelligen Strahlung, gilt die UV-A-Strahlung als weniger gefährlich. Darum setzten hochwertige Sonnenstudios bei ihren Solarien auch auf diesen Strahlungstyp. Gute Solarien imitieren diese UV-A-Strahlen, während man in minderwertigen Sonnenstudios von UV-B-Strahlen besonnt wird. Doch so unbedenklich wie bisher angenommen, ist auch die UV-A-Strahlung nicht. Außerdem strahlen laut Hautarzt Dr. Degenhardt fast alle Studios neben UV-A auch UV-B Strahlen aus.
UV-A-Strahlung gefährlicher als angenommen
Der Hautarzt warnt aber auch vor der UV-A-Strahlung: „Bisher hielt man die UV-A-Strahlung für relativ unbedenklich. Aber vor einigen Jahren hat man herausgefunden, dass auch die langwellige Strahlung für die Haut gefährlich ist.“ Denn auch durch UV-A-Strahlung kann es zu Brüchen der Chromosomen und so zu Hautkrebs kommen. Die Gefahr ist bei UV-A-Strahlung zwar nicht ganz so hoch wie bei UV-B-Strahlung, aber dennoch immer vorhanden.
Grundsätzlich empfiehlt der Hautarzt, mit Sonnenbädern sparsam umzugehen: „Es gibt die Faustregel, nicht mehr als 20 Sonnenbäder im Jahr zu nehmen. Wobei auch ein Sonnentag, bei dem man beispielsweise im Garten arbeitet, als Sonnentag gezählt werden muss. Wenn man sich nicht öfter in die Sonne legt, ist auch das Hautkrebs-Risiko gering.“
Hautalterung wird beschleunigt
Aber Hautkrebs ist nicht das einzige Risiko, das man durch zu viel Sonne auf sich nimmt. „Die Hautalterung beschleunigt sich durch zu viel Strahlung enorm“, sagt Dr. Degenhardt. „Dies ist problematisch, weil man es nicht sofort sehen kann.“ Erst nach vielen Jahren wird der Effekt sichtbar. Dafür hat man mit 35 oder 40 Jahren eine Haut, die man eigentlich erst mit 50 oder 60 Jahren hätte. Die Haut wird zu früh faltig und verliert deutlich an Elastizität.
Laut Dr. Degenhardt gibt es keinen wirklichen Grund, warum man sich unters Solarium legen sollte. „Sonnenallergiker können im Solarium die lichtschwache Hornschicht etwas verbessern. Allerdings müssen sie darauf achten, die Einstellung sehr niedrig zu halten.“ Auch Menschen mit sehr heller Haut können sich durch einen Besuch im Sonnenstudio auf einen Sommerurlaub vorbereiten und die Haut leicht vorbräunen; aber nur auf niedriger Stufe und in einem Solarium mit UV-A-Strahlung.
Christian Riedel
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Dr. Degenhardt ist Facharzt für Hautkrankheiten und Spezialist für Allergologie und Phlebologie. Seine Tätigkeitsschwerpunkte liegen in der Medizinisch-Dermatologischen Kosmetologie (DDA) und in der Berufsdermatologie (ABD). Dr. Degenhardt ist Mitglied bei zahlreichen medizinischen Verbänden, u.a. dem Berufsverband der Deutschen Dermatologen und der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Dermatologie.
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Tätigkeitsschwerpunkt in der Medizinisch-Dermatologische Kosmetologie (DDA) und Berufsdermatologie (ABD)