Eifersucht: Eine Frage des Geschlechts?
- Marco Heibel
Über Jahrzehnte waren sich führende Sexualforscher und Psychologen darin einig, dass ein Mann in erster Linie dann eifersüchtig wird, wenn seine Frau ihm bildlich gesprochen „Hörner aufsetzt“, ihn also körperlich zu betrügen droht. Frauen dagegen sollen besonders empfindlich auf das so genannte „emotionale Fremdgehen“ reagieren: Demnach wiegt es für sie schwerer, wenn ihr Mann für eine andere Frau mehr empfindet als für sie selbst.
Evolution der Eifersucht
Die Wissenschaft führte den Ursprung dieser Denk- und Verhaltensmuster bis in die Steinzeit zurück: Für einen Mann war sexuelle Treue von höchster Priorität. Wie konnte er sonst sicher gehen, dass die Kinder die er ernährt auch von ihm sind? Frauen ging es im Gegensatz dazu eher um die emotionale Treue: Wer sollte sie ernähren, wenn ihr Mann sich einer anderen anschließt? Ob er daneben rein sexuelle Eskapaden hat, spielt in diesem Denkschema eher eine untergeordnete Rolle.
Neue Studie: Eifersucht bei Mann und Frau kulturell anerzogen
Zwei Forscher der Pennsylvania State University (USA) behaupten nun, dass sich Männer und Frauen in ihrem Eifersuchtsverhalten mittlerweile kaum noch unterscheiden. Anhand der Ergebnisse einer Umfrage und zahlreicher Tests mit 411 Männern und Frauen kamen die Wissenschaftler nämlich zu dem Schluss, dass auch für die meisten Männer emotionales Fremdgehen mittlerweile schlimmer ist als ein Seitensprung.
Hierbei ließen sich jedoch Unterschiede feststellen: Wer sich selbst als besonders eigenständig definiert, ist eher getroffen, wenn die Partnerin ihn körperlich betrügt. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass Menschen in einer starken Partnerschaft mehr und mehr „weiblich“ denken. Das bringt die Forscher zu dem Schluss, dass das menschliche Eifersuchtsverhalten erlernbar ist und auch stark davon abhängt, ob man sich selber als „Rudeltier“ oder Einzelkämpfer definiert.