Der EU-Vergleich: Wer ist BMI-Europameister?
- Marco Heibel
Der französische Wissenschaftler Thibaut de Saint Pol hat sich die Mühe gemacht, die Daten von 16.300 EU-Bürgern aus insgesamt 15 Mitgliedsstaaten der Union zusammenzutragen und auszuwerten. Er bediente sich hierzu der Ergebnisse einer Untersuchung der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2003. De Saint Pol verglich u.a. Faktoren wie Nationalität, Geschlecht, Alter, Körpergröße, sowie reales und gewünschtes Körpergewicht und bildete daraus ein Ranking, welches er erstmals im französischen Fachmagazin Population & Sociétés vorstellte. Zwecks besserer Vergleichbarkeit hat er alle Ergebnisse in BMI-Werte umgerechnet.
Griechen und Britinnen haben den höchsten BMI
Spitzenreiter im negativen Sinne sind die griechischen Männer und die britischen Frauen, und zwar mit einem BMI von durchschnittlich 26,6 bzw. 26,2. Bemerkenswert ist hierbei vor allem, dass die Damen von der Insel sogar einen höheren BMI aufweisen als ihre männlichen Landsleute (26,0). Gleiches gilt im Übrigen für die Niederländer, bei denen die Damen (25,8) die Herren (25,0) noch deutlicher hinter sich lassen.
Zur Einordnung dieser Zahlen sei angemerkt, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen BMI zwischen 20 und 25 (in der Altersklasse der 25- bis 34-jährigen) für normal hält. Mit zunehmendem Alter ist man jedoch auch mit einem höheren BMI noch im normalgewichtigen Bereich.
Franzosen: Dünn, aber immer noch zu dick?
Den niedrigsten BMI haben die Franzosen, und zwar bei beiden Geschlechtern (Frauen: 23,2; Männer: 24,5). Erstaunlich: Der Wunsch-BMI in unserem Nachbarland liegt noch deutlich darunter (Frauen: 19,5; Männer: 22,0). Dies führt zu der paradoxen Situation, dass die Franzosen, obwohl sie im Europäischen Vergleich die Schlanksten sind, sich immer noch deutlich zu dick fühlen.
Laut de Saint Pol lässt sich dies mit den hohen Maßstäben in der französischen Gesellschaft begründen. Paris ist eine der großen Modemetropolen, und der Druck, immer gut aussehen zu müssen, werde vor allem von den französischen Frauen als immens empfunden. Hierzu passt, dass die italienischen Frauen (Stichwort: Modemetropole Mailand) mit 23,3 den zweitniedrigsten BMI aufweisen.
Deutschland: Frauen in der Spitzengruppe, Männer im Mittelmaß
Was die Deutschen angeht, so haben die Frauen EU-weit mit 23,8 den viertniedrigsten BMI. Der deutsche Mann belegt dagegen lediglich Rang zehn mit einem BMI von 25,6. Mit diesem Wert liegen sie ziemlich genau im EU-Schnitt von 25,7 bei den Herren. Die europäischen Damen kommen auf einen Wert von 24,5.
Der Weg zum gewünschten BMI ist für alle jedoch noch weit: Der europäische Mann strebt einen Wert von 22,6 an, die europäische Frau von 19,8.
Gesunde Vorsätze?
Die Studie zeigt, dass viele Europäer mit ihrem Gewicht unzufrieden sind. Dies geschieht nicht ohne Grund: 45 Prozent der Studienteilnehmer sind nach BMI-Kriterien tatsächlich übergewichtig oder sogar adipös (BMI > 30). Nichtsdestotrotz deutet aber auch ein von der Frauenwelt angestrebter BMI von 19,8 an, dass die Grenze zum Untergewicht von der Gesellschaft immer noch als Ideal angesehen wird. Die Folgen sind zunehmender Druck beim Abnehmen, Unzufriedenheit und ein Schönheitsideal, dem man wahrscheinlich vergeblich hinterher hechelt.
EU-Mitgliedsstaat | BMI Frauen | BMI Männer |
Großbritannien | 26,2 | 26,0 |
Niederlande | 25,8 | 25,0 |
Griechenland | 25,5 | 26,4 |
Portugal | 25,3 | 25,4 |
Finnland | 24,9 | 26,2 |
Belgien | 24,5 | 25,3 |
Spanien | 24,5 | 25,7 |
Schweden | 24,4 | 25,4 |
Irland | 24,2 | 25,6 |
Luxemburg | 23,8 | 25,8 |
Deutschland | 23,8 | 25,7 |
Dänemark | 23,8 | 25,5 |
Österreich | 23,3 | 25,2 |
Italien | 23,3 | 25,0 |
Frankreich | 23,2 | 24,5 |
Quelle: Population & Sociétés