Sport 2.0 – Wii effektiv sind Kinect und Co.?
- Jörg Birkel
VON RAPHAEL BRÜGGER
Das Konzept dieser Bewegungsspiele ist simpel: Anstatt mit einem Controller auf der Couch zu sitzen, steht man in der Regel vor dem Fernseher und bewegt sich, schwingt den Tennisschläger oder rollt die Bowlingkugel. Bei Wii Fit steht man auf einem sogenannten Balance Board, das die darauf ausgeführten Bewegungen erkennt. Xbox Kinect wirbt damit, dass der Controller sogar komplett verschwindet. Zumindest das, was man bis dahin als Controller verstanden hat. Der ist man ab jetzt nämlich selbst.
Machen die Spiele wirklich fit?
Nein sagt Jacob Barkley, Forscher an der Kent State University in Ohio. Eine Studie unter seiner Leitung kam zu dem Ergebnis, dass Sportspiele dieser Art eine konventionelle körperliche Ertüchtigung nicht ersetzen können. In der Untersuchung bekamen 78 Kinder mit leichtem Übergewicht eine Wii-Konsole. Die eine Hälfte durfte dabei auf aktive Bewegungsspiele zurückgreifen, die Kontrollgruppe nur auf Spiele, welche man von der Couch aus spielt. 13 Wochen lang wurde die tägliche Bewegung der Kinder aufgezeichnet.
Ergebnis: Die aktiven Kinder bewegten sich nicht mehr als die inaktiven. Zwar seien sie bei den Spielen an sich aktiver, sie würden allerdings diese zusätzliche Bewegung im Rest des Tages einsparen, so die Vermutung der Forscher. Heißt im Klartext: Zumindest laut dieser Studie, haben die Sportspiele keinerlei positiven Effekt auf die Fitness.
Sportergänzung statt Sportersatz
Dennoch kommt man ja bei den Spielen durchaus ins Schwitzen und man bewegt sich ja nachweislich mehr als beim Rumsitzen. Es ist dann eine Frage, ob man die Spiele als Sportersatz oder Sportergänzung nutzt. Als Abwechslung zum Trainingsalltag bieten sie sicherlich Spaß und sind besser als bloßes Sitzen. Nur auf sie beschränken sollte man sich allerdings nicht. Dazu reicht die Aktivität, die man für solche Spiele aufbringen muss, nicht aus.
Spiele als Sprungbrett
Dennoch können die Spiele auch andere positive Effekte haben. Wie auch bei anderen Spieltypen werden motorische Fähigkeiten wie die Auge-Hand-Koordination, ein Teil der Visuomotorik, trainiert.
Außerdem könnte ein Kind, das vielleicht eher sportunbegeistert ist, durch den digitalen Tennisschläger Spaß für einen echten entwickeln. Hier sollten dann die Eltern die restliche Motivationsarbeit leisten und die Sprösslinge die Sportart im Verein ausprobieren lassen.
Fazit: Virtuelle Fitness sollte eher nicht als Sportersatz genutzt werden. Auch wenn Hersteller immer wieder damit werben, reicht die körperliche Aktivität (noch) nicht aus, um einen ähnlich starken Effekt wie bei konventionellem Sport zu erzeugen. Das heißt jedoch nicht, dass die Spiele überhaupt nichts taugen. Sie verstärken sehr wohl einige motorische Fähigkeiten und können unter Umständen einen Sportmuffel für die ein oder andere Disziplin begeistern. Außerdem tut ein wenig Abwechslung doch jedem gut!