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Dr. Sport: Rippenfellentzündung

  • Dr. med. Markus Klingenberg
Hallo Dr. Sport, am 19. Dezember hatte ich einen Wettkampf (5km Lauf) bei -20 Grad. Schon am gleichen Tag hatte ich die ganze Zeit einen trockenen Hustenreiz. Als ich abends zu Hause war, hatte ich Fieber und Schüttelfrost. Die nächsten 4 Tage hatte ich hohes Fieber (bis 40 Grad) und starken Husten.

Mir tat dann beim Husten die rechte Seite (Rippen) weh. Ich bin zum Arzt, der mit Antibiotika verschrieben hat und meinte, es sei eine Entzündung der oberen Atemwege. Der Husten ging weg, die Schmerzen an der Seite wurden aber immer heftiger, gerade beim Bewegen (hinsetzen, aufstehen, tief Atmen).

Also habe ich einen anderen Arzt aufgesucht. Der meinte: Keine Antibiotika nehmen, stattdessen Ibuprofen gegen die leichte Rippenfellentzündung. Die sollte dann in 5 Tagen ausgeheilt sein und ich dürfte dann wieder trainieren können.

Ich nehme das Ibuprofen nun schon 8 Tage, eine leichte Besserung der Beschwerden ist eingetreten. Wenn ich den Arm auf der schmerzenden Seite etwas hebe, sind aber Schmerzen da. Und wenn ich mich strecke oder tief Luft hole, drückt es an der Stelle. Außerdem habe ich einen oberflächlichen Schmerz auf den Rippen, wenn man dagegen kommt. Ist das wirklich eine Rippenfellentzündung? Das Rippenfell sitzt doch unter den Rippen, auf der Lunge. Ich würde gerne wissen, wie lange so etwas dauern kann und ob ich wirklich keinen Sport machen darf, bzw. wie ich den Heilungsprozess verbessern kann. Hilft Wärme?

Für Ihre Tipps wäre ich sehr dankbar.

Viele Grüße,
Simone



Hallo Simone,

grundsätzlich rate ich Dir ab, bei Temperaturen unter -10 Grad an der frischen Luft keinen Sport mehr zu treiben. Bei Ausdauersport in der Kälte ist es auch enorm wichtig während der Belastung durch die Nase ein- und wenn möglich auch auszuatmen. Versuch es mal: Halte Deine Hand vor Dein Gesicht und atme einmal durch die Nase und einmal durch den Mund aus. Du wirst spüren, dass Du über den Mund deutlich mehr Wärme verlierst.

Weiterhin musst Du nicht nur bei warmen Witterungsbedingungen sondern auch bei Kälte ausreichend trinken. Unter anderem können die Schleimhäute austrocknen, was zu Husten und Erkältungen bis hin zur Lungenentzündung führen kann. Zudem werden die Atemwege und das Immunsystem extrem belastet.

Bei Deinen Schmerzen im Brustraum, gerade nach einem starken Husten, kann es sich durchaus um eine Rippenfellentzündung handeln. Schmerzen treten dabei besonders beim Husten auf.

Das Rippenfell (lat. Pleura) überzieht die Lunge und kleidet den Brustkorb von innen aus. Zwischen der Pleura existiert ein kleiner Zwischenraum, der bei einem gesunden Menschen mit Flüssigkeit gefüllt ist. Diese Flüssigkeit sorgt dafür, dass die Häute nicht aufeinander reiben und somit die Atmung beschwerdefrei verläuft. Bei einer Rippenfellentzündung (lat. Pleuritis) sind diese Häute entzündet.

Man unterscheidet zwischen der trockenen und der feuchten Pleuritis. Bei der trockenen Rippenfellentzündung ist kaum noch Feuchtigkeit vorhanden und der behandelnde Arzt kann das typische Knarren hören, wenn die beiden Häute aufeinander reiben. Ansonsten treten bei der Pleuritis meist Schmerzen im Brustkorb, Hustenreiz, Fieber und Atemnot auf.

Die Diagnose der Rippenfellentzündung ist nicht einfach, da eine Vielzahl verschiedener Infektionen der Auslöser sein kann. Die Fiebermessung, ein Abhören (Lederknarren in der Lunge), eine Ultraschalluntersuchung, Röntgen des Brustkorbs oder ein Blutbild (Entzündungswerte?) können aber Aufschluss darüber geben, ob das Rippenfell entzündet ist.

Als Therapie muss man die grundlegende Erkrankung in den Griff bekommen. Dann kann auch die Entzündung der Pleura abklingen. Antibiotika helfen dann, wenn eine bakterielle Grunderkrankung vorliegt. Wichtig ist vor allem die Schmerztherapie, damit Du weitestgehend schmerzfrei durchatmen kannst. Eine unvollständige Belüftung der Lunge begünstigt einen sekundären Infekt, der die Gesamtsituation dann verschlechtert. Antitussiva, also Husten stillende Medikamente, machen Sinn, sofern Du keinen Auswurf produzierst. Dieser sollte natürlich abgehustet werden.

Zur Therapie gehört aber auf jeden Fall Ruhe. Solange Du Schmerzen im Brustkorb hast, solltest Du auf sportliche Belastungen verzichten. Gerade in einem extremen Fall wie Deinem, darfst Du auf keinen Fall zu früh wieder ins Training einsteigen, da Du auch nicht weißt, ob und wie stark das Herz vom Fieber in Mitleidenschaft gezogen wurde. Bevor Du die Laufschuhe schnürst, rate ich, zunächst ein EKG anfertigen zu lassen um sicherzugehen, dass keine Myokarditis vorliegt. Diese Herzmuskelentzündung wird nicht bemerkt, kann aber tödlich sein.

Gute Besserung,
Dr. Markus Klingenberg

Details

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  • Star Vita: Dr. med. Markus Klingenberg arbeitet und als Arzt mit den Schwerpunkten Sport- und Ernährungsmedizin und Personal Trainer in Bonn und in der Sportorthopädie der Klinik-am-Ring in Köln. Mehrmals pro Jahr arbeitet er zudem als Tauchmediziner im indischen Ozean. Seine Schwerpunkte umfassen ein Personal Training, Ernährungs-Coaching, und die Leistungsdiagnostik. Als ehemaliger Leistungssportler kombiniert Dr. med. Markus Klingenberg sein Wissen als Sportmediziner und Personal Trainer, um für seine Kunden nachhaltig erfolgreiche individuelle Konzepte zu entwickeln und umzusetzen.
  • Star Erfolge: Arzt, Sportmediziner, Notarzt

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